ManifÖST

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Das Manifest für eine ökologisch-soziale Transformation in den Darstellenden Künsten ist ein Forderungskatalog für Nachhaltigkeit in den Bereichen Theaterbetrieb, Mobilität, Wertstoffkreisläufe, soziale Arbeitsbedingungen, repräsentative Teilhabe, lokale Vernetzung und Partizipation, Land und Stadt-Ausgleich sowie Stärkung der Nachwuchsförderung.

Das Dokument wurde von Sommer 2021 bis Februar 2022 von der ManifÖST-AG des Performing for Future-Netzwerks erarbeitet und der Darstellenden Szene am 14. März 2022 im Rahmen der Veranstaltung „Let’s perform sustainability“ – organisiert vom Bundesverband Freie Dartellende Künste e.V. und vom Deutschen Bühnenverein – zur Diskussion vorgestellt. Bis Herbst 2022 wurde es weiter angepasst und seit 2023 tritt Performing for Future mit dem ManifÖST aktiv an Entscheider*innen in Politik und Kultur heran, um aktiv den Wunsch nach Transformation in den Darstellenden Künsten aufzuzeigen und die benötigte Unterstützung darzulegen.

Ein Info-Video zur Entstehung des ManfÖST kannst du dir hier ansehen:

Autor*innen: Konstanze Grotkopp, Lutz Hofmann, Mareike Holtz, Louisa Kistemaker, Jonas Leifert, Katia Münstermann, Mona Rieken, Julia von Schacky, Stefanie Schwimmbeck (Performing for Future – Netzwerk für Nachhaltigkeit in den Darstellenden Künsten1)

Es ist ein lebendiges Dokument und es soll gelesen, diskutiert und verbreitet werden. Wir planen aktuell auch die Möglichkeit zur Unterschrift des ManifÖST, um zu zeigen, wie viele Personen unsere Forderungen teilen. Abonniere unseren Newsletter und bleibe auf dem Laufenden!

Für Feedback, Ergänzungen oder Änderungsvorschläge schicke uns eine E-Mail an manifoest@performingforfuture.de. Wir freuen uns über deine Unterstützung!

1 Hervorgegangen aus der Verbindung von AG Nachhaltigkeit des Bundesverband Freie Darstellende Künste und dem Netzwerk Nachhaltigkeit + Theater.

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Manifest für eine Ökologisch-Soziale Transformation in den Darstellenden Künsten

Präambel

Wir stehen als Gesellschaft vor der historischen Aufgabe, den menschengemachten Klimawandel in diesem Jahrzehnt so abzubremsen, dass ein Leben auf dem Planeten für jetzige und zukünftige Generationen möglich ist. Dies kann nur durch eine tiefgreifende sozial- ökologische Transformation unserer Lebens- und Produktionsweisen gelingen. Doch unsere Kulturlandschaft ist selbst von den systemischen Mechanismen geprägt, die diese Krise verantworten.
Daher fordern wir, dass Kulturorte jetzt die Aufgabe einnehmen, als lokale Plattformen des Kulturwandels Wegbereiter und Versuchslabor zu werden, wie die Transformation gelingen kann. Dafür muss sie nicht nur ihre eigenen Produktionsweisen verändern, sondern auch inhaltlich und praktisch die Gesellschaft an diesem Prozess beteiligen. Kultur fungiert historisch schon immer als treibende Kraft für gesellschaftliche Transformation. Sie hat die Fähigkeit und die Kraft der Imagination, der Sprache, der Narration und des spielerischen Erlebbarmachens von Ideen. Dabei ist die ökologische Nachhaltigkeit nur ein Teilbereich, der im Kontext der ökonomischen, sozialen und kulturellen Transformation zusammen gedacht werden muss.
Viele Kulturschaffende und Kulturinstitutionen sind dafür bereit und möchten aktiver Teil einer nachhaltigen künstlerischen Produktionsweise sein und nachhaltige Betriebsökologie fest in ihren Betriebsstrukturen verankern. Es braucht die fordernde und fördernde Unterstützung der Politik und der Verwaltung, um die Kulturtransformation zu starten und in Zusammenarbeit mit Vertreter*innen der Szene langfristige Konzepte zur schrittweisen Umstellung der Kulturinstitutionen und der Drittmittelförderung umzusetzen.

Positionierung
  • Nationale und internationale politische Ziele bilden den grundsätzlichen Rahmen:
    17 Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen2, 1,5° Ziel des Pariser Klimaabkommens3 und der Klimaschutzplan 20504 mit dem Klimaschutzgesetz 20215 der Bundesregierung Deutschlands
  • Für die Kultur gibt es bereits zahlreiche Initiativen, wie z.B. die Ziele 3000 des ensemble- netzwerks6, die Arbeit von Julie’s Bicycle7 aus Großbritannien, die Forderung eines Fonds Ästhetik und Nachhaltigkeit (FÄN)8, Culture4Climate9 und das Tutzinger Manifest von der Kulturpolitischen Gesellschaft10. Das ManifÖST unterstützt ihre Forderungen und Ziele und knüpft an deren Erfahrungen an
  • Der Katalog bündelt Forderungen und Empfehlungen in neun Bereichen, um den künstlerischen Betrieb der Darstellenden Künste langfristig sozial und ökologisch nachhaltig zu gestalten
  • Darstellende Künste meint: Stadt- Landes- und Staatstheater, Theater und Spielstätten der Freien Szene, freiberufliche Akteur*innen, Festivals

Daraus ergeben sich folgende Bereiche und Handlungsfelder:

  1. Wissen, Weiterbildung, Beratung und Ausbildung (S. 4)
  2. Offener kulturpolitischer Strukturprozess (S. 5)
  3. Finanzierung (S. 6)
  4. Nachhaltige künstlerische Produktionsweisen ermöglichen / Arbeitsbedingungen (S. 7)
  5. Gebäude, Energieverbrauch und energetische Sanierung (S. 8)
  6. Materialkreisläufe und Abfallmanagement (S. 9)
  7. Mobilität (S. 10)
  8. Verpflegung (S. 11)
  9. Wissens-Koproduktion, Vermittlung und Kommunikation (S. 12)

2 https://unric.org/de/17ziele/
3 https://unfccc.int/process-and-meetings/the-paris-agreement/the-paris-agreement & https://www.bmuv.de/fileadmin/Daten_BMU/Download_PDF/Klimaschutz/paris_abkommen_bf.pdf
4 https://www.bundesregierung.de/breg-de/service/publikationen/klimaschutzplan-2050-728886
5 https://www.bundesregierung.de/breg-de/themen/klimaschutz/klimaschutzgesetz-2021-1913672 & https://www.bmuv.de/fileadmin/Daten_BMU/Download_PDF/Klimaschutz/ksg_aendg_2021_bf.pdf

6 https://ensemble-netzwerk.de/enw/ziele-3000/
7 https://juliesbicycle.com
8 https://www.fonds-aesthetik-und-nachhaltigkeit.de
9 https://2n2k.net/projekte/culture4climate/
10 https://kupoge.de/ifk/tutzinger-manifest/

1. Wissen, Weiterbildung, Beratung und Ausbildung
  1. Nachhaltige Produktionsweisen und Betriebsökologie als Bestandteil der Ausbildung und des Studiums in künstlerischen und technischen Berufen
  2. Förderung der Forschung (z.B. durch das BMBF) zu nachhaltigen Materialien und umweltfreundlichen Herstellungs- und Wiederverwertungsverfahren speziell für Theaterproduktionen (z.B. Alternativen zu Styropor, Klebeverbindungen) und Bereitstellung der Ergebnisse (z.B. durch die DTHG oder die Berliner Hochschule für Technik)
  3. Beratung, Coaching und Weiterbildung für Mitarbeiter*innen und Kunst- und Kulturschaffende
  4. Weiterbildung für die nachhaltige Beschaffung mit öffentlichen Mitteln
  5. Förderung von Netzwerken für den konkreten Austausch von Handlungswissen
  6. Flächendeckendes Angebot und Finanzierung von branchenspezifischen Nachhaltigkeitsberater*innen, Transformationsmanager*innen oder Agenturen für den Kulturbetrieb. Qualitätsstandards müssen definiert werden (z.B. IHK-Prüfungen für die Ausbildungen, Zertifikate für Berater*innen)
  7. Ansprechpartner*innen mit Fachwissen in den Kommunalverwaltungen
  8. Personelle Begleitung und finanzielle Unterstützung bei der Etablierung von CO2-Bilanzierungen, bzw. der Einführung von Zertifizierungssystemen nach internationaler Norm ISO 14001 (z. B. Deutscher Nachhaltigkeitskodex, Gemeinwohlökonomie, Ökoprofit, EMAS) und Etablierung einer Kreislaufwirtschaft in Zusammenarbeit mit institutionsübergreifenden Materiallagern
2. Offener kulturpolitischer Strukturprozess

Zuwendungsgrundsätze verändern:

  1. Fokus auf langfristige Prozess- und Strukturförderung statt vieler Einzelprojektförderungen
  2. In Förderausschreibungen mehr Formatvielfalt, mehr Personal für längere Zeiträume zulassen
  3. Kulturbegriff weniger als künstlerische Dienstleistung (Premierendaten, Vorstellungsanzahl etc.) bewerten, sondern als kommunikativen, sozialen und künstlerischen Prozess
  4. Maßnahmen auf allen politischen Ebenen miteinander verknüpfen (Kommune, Land, Bund)
  5. Langfristige, klare Zielsetzungen mit Zwischenzielen bis mindestens 2030 sowie regelmäßige Evaluierung der Betriebsökologie, Produktions- und Präsentationsweisen
  6. Finanzierung von Personalstellen, Modellprojekten (z.B. Austesten von Flugkontingenten für internationale Reisen) und Baumaßnahmen für die Transformation
  7. Modellprojekte wie die der Kulturstiftung des Bundes sowie die Aktivitäten des Aktionsnetzwerk Nachhaltigkeit in Kultur und Medien11 oder Energy for Climate NRW (ehemals Energie.Agentur NRW)12 sollten bundesweit flächendeckend agieren und unterstützen können
  8. Good-Practice Beispiel ist die langfristig angelegte Umstellung der Förderungen durch das Britisch Arts Council mit der Nachhaltigkeitsagentur Julie‘s Bicycle
  9. Bei (Neu-)besetzung von Intendanzen und Leitungspositionen ein ökologisch-soziales Nachhaltigkeitskonzept im Bewerbungsprozess einfordern
  10. Priorisierung der Nachhaltigkeitsaspekte bei Vergaben von Zuwendungen
  11. Sozial-ökologische Nachhaltigkeitsstrategien in der Antragstellung fordern
  12. CO2 zuerst vermeiden, dann reduzieren und anschließend kompensieren. Ausgleich für unumgängliche Emissionen durch freiwillige CO2-Kompensation in den Förderrichtlinien zulassen und Modellprojekte für Ausgleich initiieren
  13. Bevölkerungs-repräsentative Besetzung von Jurys, Stellen und Projekten, z.B. mit einer Frauen- und Diversitätsquote
  14. Modellprojekt „Bürger*innenrat Kultur“ auf lokaler Ebene einrichten zur Stärkung der Partizipation und Identifikation
  15. Stärkung von dezentraler Förderpolitik durch Ausgleich zwischen Land und Stadt, in der Stadt zwischen zentral und dezentral
  16. Stärkung von Kulturnetzwerken: Durch Modellprojekte (wie z.B. durch das Förderprogramm Doppelpass13) Partnerschaften zwischen Land und Stadt, zwischen großen und kleinen Strukturen, zwischen festen und freien Künstler*innen entwickeln

11 https://aktionsnetzwerk-nachhaltigkeit.de
12 https://www.energy4climate.nrw
13 https://www.kulturstiftung-des-bundes.de/de/projekte/buehne_und_bewegung/detail/doppelpass_fonds_fuer_kooperationen_im_theater.html

3. Finanzierung
  1. Kunst und Nachhaltigkeit dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden, daher dürfen nötige Mittel für die Transformation nicht aus dem künstlerischen oder personellen Etat kommen, sondern aus Finanz-, Umwelt-, Wirtschaftsministerium und dem Emissionshandel
  2. Anfangs teurer, spart später Geld: Die Etablierung der Nachhaltigkeit wird zu Beginn mehr finanzielle Mittel erfordern, die sich jedoch schon nach kurzer Zeit amortisieren, z.B. durch Energieeinsparungen, die Minimierung von Lebenszykluskosten oder Reduzierung der Kosten für Klimafolgenanpassung
  3. Keine Subventions- oder Fördermittelkürzungen, wenn aus Nachhaltigkeitsgründen anders produziert wird
  4. Neue qualitative Kriterien anstatt Auslastungszahlen und Produktionsmenge für die Zuwendungsvergabe
  5. Die Darstellenden Künste (Produktionen / Freie Gruppen / Institutionen) müssen über das Fördersystem verbindlich dazu angehalten werden, nachhaltig und im Sinne der Kreislaufwirtschaft zu produzieren (z. B. Anreiz über Belohnung wie Julie’s Bicycle)
  6. Möglichkeit zur Umwidmung der durch konsequent praktizierte Kreislaufwirtschaft eingesparten Mittel von Sach- zu Honorarkosten, nachhaltigen Investitionen und Weiterbildung
4. Nachhaltige künstlerische Produktionsweisen ermöglichen / Arbeitsbedingungen

Die sozial-ökologische Transformation der Betriebsbedingungen wahrt die Kunstfreiheit (Rahmenbedingungen, nicht Inhalte):

  1. Ziele 3000 des Ensemble Netzwerks14 umsetzen
  2. Produktionsbedingungen und Spielplangestaltung über Anreize nachhaltig gestalten – eine nachhaltige Produktionsweise braucht mehr Zeit und Personal – aus anfänglichen Anreizen müssen (bis spätestens 2030) Verbindlichkeiten werden
  3. Lokale Identität stärken durch Einbeziehung von Dienstleistungen aus der Umgebung (möglichst auf Zertifizierung/Gütesiegel achten)
  4. Soziale Arbeitskonzepte und ökologische Produktionsbedingungen auch bei Dienstleister*innen und Zuliefer*innen berücksichtigen
  5. Ziele/Empfehlungen des Kompass für nachhaltiges Produzieren im Kulturbereich15 umsetzen
5. Gebäude, Energieverbrauch und energetische Sanierung
  1. Alle kommunalen Einrichtungen auf zertifizierten Ökostrom umstellen
  2. Die Liegenschaften, die als Theater und Spielstätten genutzt werden, liegen in verschiedenen Verantwortungsbereichen → das erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen kulturellen Träger*innen, Immobilienbesitzer*innen und ggf. Betreiber*innengesellschaften, um nachhaltige Betreiber*innen- und Sanierungskonzepte umzusetzen
  3. Zusammenarbeit von öffentlicher Verwaltung, Geschäftsführung und Betriebsdirektionen, um spezifische Bedarfe der energetischen Sanierung frühzeitig zu evaluieren
  4. Frischluft, Wärme- und Kältetechnik sowie Wärmedämmung berücksichtigen
  5. Offene Prozesse um Denkmalschutz und energetische Sanierung in Einklang bringen
  6. Notwendigkeit von Neubauten vor Durchführung mittels Vergleich eines CO2-Fußabdrucks mit dem bestehenden Bau prüfen
  7. Möglichkeiten für Installation von Photovoltaik und Fassaden- sowie Dachbegrünung prüfen, auch in Zusammenhang mit der Entsiegelung von Flächen
  8. Bei Um- und Baumaßnahmen auch Klimafolgenanpassung berücksichtigen (Hitzeperioden, Starkregen, Überschwemmungen, Sturm)
  9. Kulturinstitutionen als Leuchtturmprojekte mit sichtbaren Zeichen der Transformation um- und ausbauen
  10. Wissen für energieneutrale Gebäudesanierung in öffentlicher Hand sammeln
  11. Mit lokalen Firmen arbeiten, Kooperationen mit anderen Bildungseinrichtungen anstreben
6. Materialkreisläufe und Abfallmanagement
  1. Müllvermeidung, Mülltrennung, Recycling und nachhaltige Materialkreisläufe in allen Betriebsbereichen ermöglichen [Wiederverwenden (Reuse), Ablehnen (Refuse), Reduzieren (Reduce), Umdenken (Rethink), Müllverwertung (Recycle)]
  2. Sensibilisierung der Mitarbeiter*innen für Ressourcenverbrauch
  3. Aufbau einer klimaneutralen und „ressourcenleichten“ zirkulären Ökonomie dringend anstreben, in der Müllvermeidung, Wiederverwendbarkeit und Langlebigkeit von Beginn an mitgedacht und in die Produktionsprozesse und Betriebsstruktur integriert werden; es braucht deutliche Anreize, Ressourcen in Materialkreisläufen zu erhalten und umzunutzen, anstatt die einfachere und effektivere Lösung der Neuanschaffung zu wählen (z.B. recyceltes Holz oder Metall). Bei der Neuanschaffung sind ökologische Kriterien und Möglichkeiten zum Recyceln bereits vor dem Kauf mitzudenken und am Leitkriterium der Nachhaltigkeit auszurichten
  4. Materialkreisläufe für (Alt-)Materialien schaffen, z.B. durch öffentliche Materialverwaltungen: Erstrebenswert sind hierfür regionale Netzwerke aus verschiedensten Kulturinstitutionen, der Freien Szene und Materiallagern, die untereinander Bühnenbildteile, Kostüme, Requisiten, Technik oder auch Büroausstattungen verleihen oder für eine Umnutzung abgeben
  5. Materiallager brauchen von der Kommune gestellte Lagerflächen und eine passgenaue Infrastruktur (Personal, Katalogisierung und Logistik)
  6. Materiallager sollen neben einem „geschlossenen Bereich“ für den zirkulären Austausch unter den Kulturinstitutionen (bzw. öffentlichen Einrichtungen) auch von der breiten Öffentlichkeit genutzt werden, wo Materialien für ein geringes Entgelt erworben aber auch Wertstoffe zur Weiternutzung abgegeben werden können (sowie explizite Aktionen wie Fundusverkäufe, Upcycling-Workshops oder auch eine „Bibliothek der Dinge“)
  7. Kreislaufwirtschaft auch rechtlich ermöglichen (Produkthaftung und Urheberrecht); Schaffung zentraler Beratungsstellen / Ansprechpartner*innen zur Bündelung von Kompetenzen zu juristischen und steuerrechtlichen Fragen, z.B. zu den Themen:
    • Urheberrechtsfragen bei der Weitergabe und -verwertung von Dekorationen, Kostümen und Komplett-Ausstattungen
    • Produkthaftung: Möglichkeiten zum Schaffen von Rechtssicherheit für Abgebende, z.B. mit einer Datenbank für Musterverträge, Dokumentationen und vertragliche Regelungen, um den Aufwand und damit die Hemmschwellen für die Teilnahme an Kreislaufwirtschaft für produzierende Kulturbetriebe zu minimieren
    • Steuerrechtliche Vereinfachung für die Abgabe/Spende/Veräußerung von Material, welches aus öffentlichen (Projekt-) Geldern beschafft wurde. Z.B. leicht verständlicher Leitfaden für Abgebende
    • Angliederung einer solchen bundesweiten Beratungsstelle an einen Verband (wie z.B. die DTHG)
7. Mobilität
  1. Mobilität innerhalb des eigenen Betriebs (Dienstreisen) und Mobilität von Gastkünstler*innen nach klaren Vorgaben regeln; Anreisen mit Bahn immer vor Flugreisen bevorzugen, keine innerdeutschen Flüge, bei unvermeidbaren Flügen Flugformel entwickeln, ggf. CO2-Kompensationen finanziell ermöglichen
  2. Überregionale und internationale Kooperationen müssen weitergeführt werden
  3. Förderung der Aktivität und Mobilität von Künstler*innen und Akteur*innen, die besonders unter den sozialen, ökologischen oder ökonomischen Auswirkungen des Klimawandels betroffen sind
  4. Mobilität von Gästen, Mitarbeiter*innen und Zuschauer*innen mit kostenlosen ÖPNV-Tickets fördern (perspektivisch alle Bürger*innen)
  5. Förderung repräsentativer Studien zum Mobilitätsverhalten der Besucher*innen von Kulturinstitutionen in regelmäßigen Abständen als Monitoring
  6. Förderung von Leasingverträgen für Fahrräder von Mitarbeiter*innen
  7. sichere Stellplätze für Fahrräder, Lastenräder, E-Ladesäulen
  8. Dienstfahrzeuge grundsätzlich prüfen auf Notwendigkeit und Nachhaltigkeit, Neukauf vermeiden, regionale Carsharing-Netzwerke immer vorziehen
  9. Innerbetriebliches Konzept für den nachhaltigen Transport von Material entwickeln
  10. Übernachtung für Proben, Dienstreisen oder Gastspiele in Künstlerwohnungen, privat oder EMAS-zertifizierten Hotels bevorzugen
8. Verpflegung

Bei der Auswahl der Gastronomiebetriebe und der Finanzierung von Verpflegung folgende Kriterien für die Vergabe ermöglichen:

  1. Schrittweise ein überwiegend vegetarisches und veganes Angebot schaffen
  2. Saisonale, biologische, regionale und/oder faire Lebensmittel einkaufen
  3. Falls möglich: Partnerschaft mit einem SoLaWi Betrieb (solidarische Landwirtschaft)
  4. Fair Trade-Label für Kaffee und Schokolade
  5. Nutzung von Leitungswasser bzw. Wasserspendern
  6. Mit lokalen Cater*innen und Lieferant*innen arbeiten
  7. Mehrweggeschirr und -besteck
  8. Vermeidung von Kapsel- und Padkaffeeautomaten
  9. Kooperationen mit / Unterstützung von Tafel e.V. und / oder Foodsharing
  10. Kommunikation zur Herkunft der Lebensmittel, Infos zum Prozess der Veränderung muss begleitend angeboten werden
9. Wissens-Koproduktion, Vermittlung und Kommunikation

Kultur sollte stärker die Wissens-Koproduktion ermöglichen anstatt nur der einseitigen Wissensvermittlung zu dienen:

  1. Offener und transdisziplinärer Diskurs mit Akteur*innen, Publikum, Politik, Wissenschaft, etc. über Parameter von gelungenen Inszenierungen und Spielplangestaltung
  2. Kulturelle Bildung und Nachwuchsförderung stärker in der Förderpraxis einfordern: Jugendclubs, Bürgerbühnen, Kooperationen mit Schulen und Zusammenarbeit mit Ehrenamt und lokalen Netzwerken; Kooperation mit Migrant*innen- und Selbstorganisationen; Erhöhung der Stellen für das FKJ, bezahlte Praktika und Hospitanzen
  3. Abbau von Zugangsbarrieren (ökonomisch und kulturell)
  4. Berücksichtigung unterschiedlicher Wissensherkünfte auf Publikums- und Produktionsseite
  5. Teilhabe, Mitsprache und Partizipation des Publikums / der Umgebung mit dem Ziel einer Kultur von und für eine diverse und repräsentative Bevölkerung
  6. Thematisierung von sozial-ökologischen Zielen in den diversitätsbezogenen Projekten der Kultureinrichtungen
  7. Lokale Identität stärken: Einbeziehung der Umgebung, Partnerschaften mit vorhandenen sozialen Strukturen, Stärkung der lokalen Netzwerke
  8. Unterschiedliche Formate der (gemeinschaftlichen) Vor- und Nachbereitung für das Publikum anbieten
  9. Kommunikation (Öffentlichkeitsarbeit) zu Nachhaltigkeitsaktionen und Umsetzung von Nachhaltigkeitskonzepten (als good practice)
  10. Mehr Kooperationen mit Bildungseinrichtungen, Forschungsinstituten etc.
Ziele des ManifÖST

Strukturell: Erneuerung von Förderinstrumenten zum Ausbau langfristiger und entschleunigter Arbeitsstrukturen sowie zur Durchsetzung ökologisch nachhaltiger Betriebsstrukturen und abfallarmer Wertstoffkreisläufe

Qualitativ: Qualifizierung aller Mitarbeiter*innen und Kulturschaffenden sowie Erarbeitung eines national verbindlichen Nachhaltigkeitskodex für Kulturinstitutionen mit daraus abgeleitetem Zertifizierungsmodell durch einen Arbeitskreis aus Kultur und Politik

Thematisch: Ermöglichung von sinnlicher Erkenntnis in Ko-Kreation von Kulturakteur*innen und Zivilgesellschaft. Gestaltung des Ubergangs in eine nachhaltige Gesellschaft durch freie Handlungs- und Experimentierräume in der Kultur und eine gelebte Nachhaltigkeitsdebatte

Inklusiv: Bevölkerungs-repräsentative Besetzung von Kulturstellen und niedrigschwelliger Zugang zu kulturellen und partizipativen Angeboten für alle Bevölkerungsgruppen, Förderung von lokalen Netzwerken für eine engagierte Gesellschaft, Ausgleich zwischen Stadt und Land, festen und freien Strukturen

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