Vom 06. bis zum 09.06.2023 fand in Prag die EAIPA Conference mit Schwerpunktthema Nachhaltigkeit in den freien darstellenden Künsten statt. Performing for Future und der BFDK e.V. waren dabei. Ein Nachbericht von Sandra Bringer.

Vertreter*innen der freien darstellenden Künste aus 20 Nationen reisten vom 6. bis zum 9. Juni zur Mitgliedskonferenz der European Association of Independent Performing Arts (EAIPA e.V.), organisiert vom tschechischen Verband AND. nach Prag. An zwei vollen Tagen gab es Gelegenheit sich zu Themen wie Ästhetik, post-pandemische Situation, politische Einflüsse auf die Ausbildung und Arbeit, sowie die finanzielle Situation der freien darstellenden Künsten in strukturell doch sehr unterschiedlichen europäischen Ländern zu informieren und sehr direkt in Kontakt zu kommen. Neben kurzen TED-Talks gab es längere Workshop Phasen, die Mitgliedsversammlung der EAIPA aber auch eine sinnvolle Einbindung der Theaterpraxis: ein Showcase von 6 Performances, von Tanztheater, Performance bis zu Neuem Zirkus und Musiktheater der tschechischen und der bayerischen Freien Theaterszene stand stellvertretend Pate für die neu gegründete bayerisch-tschechischen Plattform, die den künstlerischen Austausch der beiden Nachbarregionen fördern soll.

Transformationsmanagerin und Bloggerin Diana Palm von Performing for Future reiste zusammen mit der Projektleitung des Kooperationsprojektes „Performing Arts – Performing Future“ vom BFDK e.V. nach Prag. Diana gab einen inspirierenden Input zu den Aktivitäten und zur Haltung in Bezug auf Nachhaltigkeit in den freien darstellenden Künsten in Deutschland und vertiefte diese Themen in einem anschließenden Workshop mit Multiplikator*innen aus 7 Ländern (Finnland, Island, Italien, Portugal, Österreich, Deutschland und Kroatien). Zentral waren ihr drei Säulen der ökologischen Nachhaltigkeit: Ressourcen im Kreislauf, Betriebsökologie und die Fördersituation. Schließlich plädierte sie mit dem Dreisprung „think, act und talk“ für die Bedeutung einer neuen Haltung als wesentlich für das Gelingen einer ökologisch und sozial nachhaltigen Transformation auch in den freien darstellenden Künsten ganz im Sinne von Albert Einstein: „Problems can never be solved with the same mindset that created them.“ Für diesen Haltungswandel und noch mehr politischen Druck plädierte auch Diana Palms Kollege aus Bulgarien, Regisseur und Autor Stefan Prohorov in seinem folgenden Input über den ebenfalls in Bulgarien erstellten Eco-Rider. Auch praktisch orientiert waren Einblicke in die tschechische Plattform „art re use“, die geleitet von Jan Vincenec die Weitergabe von Material und Objekten, (noch) kostenfrei ermöglicht sowie in die deutsche Ausstattungsdatenbank von Fundusnet durch den Delegierten Axel Tangerding vom Metatheater, Moosbach. Aus Österreich wurde von Ulrike Kuner ein breiter Nachhaltigkeitsbegriff vertreten und der „FAIRNESS CODEX – Kunst und Kultur in Österreich“ vorgestellt, der alle Bereiche der kulturpolitischen Arbeit mit meint, neben Fairpay auch Nachhaltigkeit. Interessant war im Anschluss der kontroverse Diskurs an Diana Palms Inputs und im Workshop, der auch die Arbeit von Performing for Future näher vorstellte: unbekannt sind sie nicht – die Gegenargumente und der Whataboutism, wenn es um das eigene (Nicht-)Tun geht. So kam die Frage auf, ob Bemühungen um eine ökologische Nachhaltigkeit nicht zu einer ungünstigen Konkurrenz zu kulturpolitischen Themen wie Fairpay führe (was Diana Palm als untrennbar miteinander verbunden kommentierte) sowie die Frage des Einflusses der darstellenden Künste auf Energie- und Klimabilanzen der europäischen Gemeinschaft im Vergleich zu anderen gesellschaftlichen Bereichen wie Industrie und Verkehr. Gerade aus diesen Widerständen heraus gäbe es aber gerade im Schulterschluss vieler europäischer Theaterverbände eine Chance, überhaupt einen politischen Druck zu verstärken und Nachhaltigkeit als Notwendigkeit sichtbarer zu machen.